Inhalt

  • Jemenitische Münzen in Jena. Zur Erforschung der jemenitischen Münzprägung (Stefan Heidemann)
  • Arabisch-jemenitische Waagen und Gewichte – Maß und Symbol (Teil 1) (Georg Theuerkauf)
  • Alte Freunde. Günter Grass bereist zum zweiten Mal den Jemen (Tobias Tunkel)
  • Das Dorf für die Welt halten. Die junge jemenitische Erzählliteratur sucht ihren Platz (Günther Orth)
  • Erneuerbare Energien in der Republik Jemen (Frank Marcus Mann)
  • Nicht nur Mercedes.
  • 330 deutsche Firmen sehen den Jemen inzwischen als interessanten Handelspartner (Wolfgang Mayer)
  • Jemen hofft auf Aufschwung im Tourismus (Claus Spitzer-Ewersmann)
  • Vermischtes
    • Nachruf auf einen Freund des Jemen
    • Persönlichkeiten (1): Hamied Al-Iriani
    • ai Länderkurzbericht 2004: Der Jemen und die Menschenrechte
    • Beethoven in Sana’a
    • Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zu Besuch im Jemen
    • Neue Gesichter an der deutschen Botschaft in Sana’a
    • Statistischer Almanach
    • Jemen-Konzertreise des Chur Cölnischen Chors Bonn im Juni 2004
    • Kulturnachrichten
    • Kochrezepte aus dem Jemen: Selta
    • Jetzt auch ein Alumni-Verein in Ta’izz
    • Journalisten lernen dazu
    • Achtung, Jemen-Besucher!
  • Jemen aktuell
  • Neue Literatur
  • Rezensionen
  • Mitteilungen der Gesellschaft
  • Wichtige Informationen, Impressum, Beitritts-Erklärung

Jemen hofft auf Aufschwung im Tourismus:

by: Claus Spitzer-Ewersmann

Der Jemen drängt zurück auf die Karte der touristisch reizvollen und zugleich sicheren Reiseziele. Nachdem das Auswärtige Amt in Berlin im Frühjahr diesen Jahres seine Warnung vor Reisen in die Region aufgehoben hat, bieten erstmals wieder deutsche Studienreiseveranstalter Touren an.

Die gute Nachricht erreichte Khaled Abdallah Al-Rwaishan Anfang März. Das deutsche Außenministerium, so erfuhr der jemenitische Minister für Kultur und Tourismus, werde die Reisewarnung für sein Land aufheben und den Jemen von der Liste der für Touristen besonders gefährlichen Ziele streichen.

Endlich ein Hoffnungsschimmer für das Land im Süden der Arabischen Halbinsel, das seit den Anschlägen vom 11.September 2001 als bevorzugtes Rückzugsgebiet von Terroristen galt. Und auch in der Zeit davor hatte es immer wieder Meldungen über Entführungen von Reisenden und Diplomaten gegeben – mit fatalen Konsequenzen für die Bevölkerung: Der Großteil der Reiseveranstalter nahm den Jemen aus seinem Programm. Die Zahl nichtarabischer Touristen fiel rapide in den Keller: von rund 75.000, die meisten aus Deutschland, Ende der neunziger Jahre auf annähernd null.

Doch der Tourismus, so Mohammed Ali Abu Taleb, Chef der ATG Group, des führenden jemenitischen Reiseveranstalters, gilt als „wichtigster Baustein“ für die Zukunft des jungen Staates, der 1990 aus der Vereinigung der Arabischen Republik und der Demokratischen Volksrepublik entstanden ist. Langfristig, so sagt Minister Al-Rwaishan, solle sich die Tourismusbranche zur Haupteinnahmequelle des Landes entwickeln.

Die vergangenen Jahre wurden genutzt, um die Infrastruktur im Land zu verbessern. In der Hauptstadt Sana’a wurden die großen Hotels renoviert und neue errichtet. „Wir sind gut vorbereitet, um mehr Touristen aufzunehmen und garantieren für die Sicherheit der Urlauber“, verspricht Minister Al-Rwaishan. Mit Unterstützung der Europäischen Union hat er die Regionen am Roten Meer und am Golf von Aden auf ihre touristische Eignung untersuchen lassen. 72 Standorte bestanden den Test. Hier sollen schon bald vor allem Tauchurlauber auf ihre Kosten kommen. Muotahr Taqi von der jemenitischen Gesellschaft für Tourismusentwicklung prophezeit den ausgewählten Gebieten eine „große Bedeutung“. In den nächsten Monaten will er potenzielle Investoren vor allem aus Saudi-Arabien für weitere Projekte interessieren.

Doch auch die Geldgeber aus dem reichen Nachbarland bestehen auf einer Vielzahl von Sicherheitsstandards. Abu Taleb sieht erste Anzeichen für ein Umdenken bei den Verantwortlichen. Die Regierung, so erläutert sein Vater Abdulkarim, Gründer der ATG und stellvertretender Tourismusminister des Landes, habe sich „endlich um die wichtigsten Sicherheitsbelange gekümmert“, Präsident Ali Abdullah Salih selbst das „Ende der Gesetzlosigkeit“ angemahnt. In den von Kidnappern einst bevorzugten Gebieten wurden Kontrollpunkte eingerichtet. Zivile und uniformierte Polizeieinheiten tun hier ihren Dienst. „Wir haben die Lage im Griff“, behauptet Yahya Abdallah Saleh, Vorsitzender der Vereinigung der Tourismus- und Reiseagenturen und zugleich Chef der zivilen Sicherheitskräfte im Innenministerium. Den für Entführungen verantwortlichen Stämmen sei mit Nachdruck signalisiert worden, dass es ihnen schlecht ergehen werde, wenn erneut etwas passieren sollte. Zur Zeit, so bekräftigten die wenigen Deutschen, die im Sommer in Sana’a anzutreffen waren, sei der Jemen zweifelsfrei sicher zu bereisen. „Ich war hier bisher nicht eine Sekunde in einer brenzligen Situation“, sagt Ulrich Bärtels, der als Manager am Deutsch-Jemenitischen Krankenhaus arbeitet. Als „keineswegs mehr zeitgemäß“ kritisiert auch Gerd Winkelhane die Bedenken gegenüber Jemen-Reisen. Der Leiter eines EU-Projektes zur Reduzierung der Armut kümmert sich in Sana’a um den Bau einer Hotelfachschule. „Es wird im Tourismus einen Schub geben, so dass es sich lohnt, eine Qualifizierungsoffensive zu starten“, kündigt er an.

Schon seit dem Spätsommer 2003 fliegt die Lufthansa wieder dreimal pro Woche von Frankfurt aus nach Sana’a. Lange Zeit war die Zwei-Millionen-Metropole aus Richtung Europa nur mit der staatlichen Airline Yemenia erreichbar gewesen. „Auf dieses Signal haben die Touristiker im Jemen lange gewartet“, weiß Jürgen Dohne, ehemaliger General Manager der Lufthansa in Sana’a. Wichtig werde nun sein, so fügt er hinzu, „dass die Jemeniten verstehen, wie gut der Tourismus für ihr Land ist“. Man dürfe nicht unterschätzen, dass der Jemen in den letzten 30 Jahren einen Entwicklungssprung vom Mittelalter ins 21. Jahrhundert gemacht habe. Während in den zerklüfteten und nur schwer zugänglichen Bergregionen die Familien von Ackerbau und Ziegenherden leben, pulsiert in den Städten das moderne Leben. Internet-Cafés sprießen aus dem Boden, an jeder Straßenecke prangen Werbetafeln des jemenitischen Mobilfunkanbieters SpaceTel. Wild hupend jagen die Hauptstädter in ihren klapprigen Autos durch die Straßen.

Nach Aufhebung der Reisewarnung haben die ersten deutschen Reiseveranstalter bereits im Frühjahr wieder Jemen-Trips aufgelegt. „Es war nicht mehr möglich, die Kataloge zu aktualisieren, doch konnten wir unsere geplanten Reisen über das Internet anbieten“, erläutert Christoph Thoma vom DAV Summit Club. Eine erste Gruppe war am 6. März zu einer Rundtour aufgebrochen. Probleme habe es nicht gegeben, sagt Thoma. Auch Andrea Bahmann von Hauser-Ex-kursionen bestätigt, dass das Interesse am Jemen nicht nachgelassen habe.

Der Arabien- und Nordafrika-Spezialist Profi Team Reisen in Aschheim hatte in den vergangenen Jahren sogar darauf verzichtet, die Destination aus seinem Programm zu nehmen. „Wir verfügen über hervorragende Kontakte zu unseren Partnern vor Ort und waren uns deshalb stets sicher, dass keine Gefahr besteht“, formuliert Firmenchefin Johanna Landler. Immer wieder seien Kunden von ihr durchs Land gereist, ohne dass irgendetwas passiert wäre. Studiosus, Deutschlands größter Veranstalter von Studienreisen, hielt sich dagegen länger zurück. „Schön, dass die Reisewarnung endlich vom Tisch ist“, sagt Firmensprecher Klaus A. Dietsch. „Wir haben aber so hohe Sicherheitsanforderungen, dass wir zunächst abwarten wollen, wie sich die Dinge entwickeln.“ Er rechnet mit ersten Angeboten im Herbst.

Der freie Journalist C. Spitzer-Ewersmann (45) betreibt in Oldenburg ein Medienbüro und hat sich u.a. auf Reportagen und Porträts aus den Bereichen Reise/Tourismus und Wirtschaft spezialisiert. Im Sommer 2003 führte ihn auf Einladung der ATG eine zweiwöchige Pressereise in den Jemen.


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