Editorial Jemen Report 2021
Liebe Leser:innen,
der diesjährige Jemen-Report erscheint mit großer Verspätung bei Ihnen und dafür möchte ich mich direkt zu Beginn bei Ihnen entschuldigen. Das vergangene Jahr hat auch mir – ebenso wie sicherlich Ihnen allen – unglaublich viel abverlangt: Zwischen einem gestiegene Workload bei der Arbeit und gleichzeitig stark eingeschränkten Betreuungsangeboten für meine Kinder war für den Jemen-Report, den ich ja eigentlich in meiner Freizeit gestalte, kaum noch Platz. Ich möchte mich an dieser Stelle aufrichtig beim Vorstand für das mir entgegengebrachte Verständnis bedanken, das mir Druck von den Schultern genommen hat, und hoffe, dass Ihnen das Heft auch mit ein wenig Verspätung gut gefällt!
Natürlich ist in diesem Heft das Thema, das uns alle das vergangene Jahr belastet hat, durchgehend präsent: nicht nur in einem eigenen Schwerpunkt, sondern auch in vielen anderen Beiträgen, gerade auch in den Berichten von im und für den Jemen tätigen Organisationen. Dass es trotz aller Schwierigkeiten im vergangenen Jahr diese Organisationen weiterhin gibt und sie weiterhin im Jemen Menschen unterstützen können, ist dem unermüdlichen Engagement der für sie tätigen Mitarbeiter:innen hierzulande und im Jemen zu verdanken, und ihnen sei an dieser Stelle – sicherlich in uns aller Namen – der größte Respekt hierfür ausgesprochen.
Vor dem Hintergrund des alles überlagernden Themas Covid-19 verblasst ein anderer Jahrestag, an den ich hier aber explizit erinnern möchte: Der ‚arabische Frühling‘ im Jemen ist nun zehn Jahre her! In diesem Heft erinnert Bushra al-Maktari mit ihrem machtvoll-poetischen Stil an den Mut, mit dem die Menschen vor zehn Jahren auf die Straße gingen, um sich Würde und Hoffnung für ihr Land und ihre eigene Zukunft auf friedliche Weise zu erstreiten. Nach zehn Jahren erscheint es uns, als sei dieser Kampf umsonst gewesen. Hoffen wir, dass wir zum zwanzigjährigen Jubiläum ein anderes Fazit ziehen können!
Letztlich noch eine kleine Angelegenheit in eigener Sache: Wie Sie bereits in diesem Text gesehen haben, wird von nun an im Jemen-Report mit dem Doppelpunkt gegendert. Mir ist klar, dass sich einige von Ihnen daran stören werden. Und ja, ich finde ihn auch störend bei der Lektüre. Aber das ist der Sinn dieser zwei kleinen Punkte: Dass wir kurz über das Wort stolpern und uns dann vor Augen führen, dass hier nicht nur Männer gemeint sind, sondern auch Frauen und solche, die sich nicht mit dem ihnen zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Was das wohl für Menschen in Gesellschaften wie in Deutschland und dem Jemen bedeutet? Bei mir zumindest ändert sich jedes Mal etwas in meiner Wahrnehmung, wenn ich mich mit dem Doppelpunkt im Wort auseinandersetze – vielleicht geht es Ihnen ja genauso?
Zum Schluss wie immer ein großer Dank an Horst Kopp für die fort- währende Unterstützung und an Sabine Schulz für das tolle Layout!
Marie-Christine Heinze
Redaktion Jemen-Report
im Juli 2021
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