Geschichte der DJG

Beziehungen, auch Freundschaften zwischen Jemen und Deutschland sind in den mehr als 50-jährigen Bestehens der DJG stetig gewachsen:
Die Deutsch – Jemenitische Gesellschaft (DJG) wurde am 25. Juli 1970 in Schwaig bei Nürnberg gegründet. Ihre Initiatoren und Gründungsväter Joseph U. Graf (†1992) und Rudolf E. Bollinger (†2002) bereisten in den 1960er Jahren mehrfach den Südjemen, ab 1968 auch den Nordjemen.
Ziele der DJG waren in der Zeit, „aktive Hilfe beim Aufbau des durch ein Jahrtausend der Isolierung und einen fast acht Jahre dauernden Bürgerkrieg verarmten Landes” (Nordjemen) zu leisten, und besonders „die Förderung der menschlichen und kulturellen Beziehungen und die Festigung der traditionellen Freundschaft zum jemenitischen Volk“ (Jemen-Report 1970, 1) anzuregen.

Dank der Spenden von Mitgliedern und sinnvoller Projekte konnten Institutionen der Industrie und des Handels substanziell gefördert werden. Beispielsweise erfolgte 1972 eine Spende von Schul- und Sportartikeln im Wert von 14.000,- DM an Schulen in Hajjah; den letzten Teil des langen Lieferweges legten die Kisten auf Kamelrücken zurück. 1973 erhielt das Krankenhaus in Hajjah Medikamente im Wert von 12.000,- DM, 1974 ging eine Lernmittelsendung nach Sana’a, 1975 ein Röntgengerät an das Krankenhaus in Sa’dah, gefolgt von weiteren Sachspenden in vielen Regionen. 

Sportmannschaft in Hajjah

Im Gründungsjahr erschien auch der erste Jemen Report, mit Beiträgen von Prof. Dr. Walther W. Müller zum antiken Jemen, damals eine Sensation. Ab 1971 wurden in verschieden Städten Deutschlands Jemen – Wochen organisiert, die erste in Bonn. 1976 gab die DJG die erste zuverlässige Karte der Arabischen Republik Jemen heraus, die bis ins Jahr 2004 immer wieder neu aufgelegt wurde und über Jahre konkurrenzlos blieb.

Das Tätigkeitsfeld der Gesellschaft änderte sich aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen im Jemen. Die Bundesrepublik erließ der Arabischen Republik Jemen 1979 ihre Schulden, Entwicklungshilfe wurde etabliert: 1979 eröffnete der Deutsche Entwicklungsdienst DED in Sana’a ein eigenes Büro, die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ folgte 1983.
Weiterhin koordinierte die DJG Spendenaktionen bei gegebenen Anlässen: Nach dem katastrophalen Erdbeben 1982 stellte sie einen symbolischen Betrag für die Wiedererrichtung der Spitze des Minaretts der Madrasah Ash-Shamsiyah in Dhamar zur Verfügung, 2009 unterstützte sie Familien im Wadi Hadramaut, die unter der großen Flut im Herbst 2008 besonders gelitten hatten.
Viele DJG – Mitglieder bereisten den Jemen oder arbeiteten dort seit den frühen 1970er Jahren. Mit der Expertise ihrer Mitglieder, mit dem Jemen Report und Straßenkarten wurde die Gesellschaft mehr und mehr zur Ansprechpartnerin von Tourist:innen, die seit den 1980er Jahren den Jemen zunehmend besuchten. Die Erlöse aus dem Verkauf der Informationsmaterialien übertrafen in diesen Jahren die Mitgliedsbeiträge deutlich. Mit der Vereinigung der beiden deutschen und jemenitischen Staaten fusionierten auch die jeweiligen Freundschaftsgesellschaften in Deutschland und Jemen.

Flutkatastrophe 2008

Auch der Jemen Report gewann in den 1980er Jahren an Umfang und wissenschaftlicher Ausrichtung. Seit 2014 ist Dr. Marie – Christine Heinze Redakteurin des JR, das Layout verantwortet Sabine Schulze. Die DJG ist seit 2011 für registrierte Mitglieder in den sozialen Medien aktiv.

1995 veranstaltete die Gesellschaft ihre erste Mitgliederreise in die wenig bereiste Provinz Al – Mahrah und auf die Insel Sokotra. Weitere Aktivitäten und Austauschformate folgten: 2000 organisierte die DJG den Besuch der U18 -Fußballmannschaft des SC Freiburg im Jemen, 2009 erfolgte der Gegenbesuch jemenitischer Fußballer in Freiburg und Nürnberg. Ab 2005 veranstaltete die DJG mehrmals Wettbewerbe für deutsche und jemenitische Jugendliche und unterstützte den Aufenthalt jemenitischer Studierender der Germanistik in deutschen Gastfamilien.

Die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Jemen aktiv mitzugestalten, Forschungsvorhaben zu unterstützen oder gar Reisen in den Jemen zu organisieren, ist seit Beginn der 2000er in den vergangenen Jahren aufgrund der Kriegssituationen schwieriger und im letzten Fall unmöglich geworden. Die DJG ist aktuell bestrebt, dem Jemen in der Öffentlichkeit zu mehr Präsenz und Sichtbarkeit zu verhelfen, auch durch die Vernetzung mit für den Jemen tätigen Vereinen. Dazu gehört weiterhin die Herausgabe des Jemen-Report sowie Kultur- und Diskussionsveranstaltungen zur aktuellen Lage im Jemen, und die Spendenkoordinierung für humanitäre Projekte, vor allem im Bereich Gesundheitsversorgung und dem Schutz von Frauen und Kindern.
Humanitäre Hilfe durch Spenden von Mitgliedern wird weiterhin geleistet.

Schulhof in Hajja (©Gudrun Orth)

Bei ihrer Gründung hatte die DJG acht Mitglieder, 1994 erreichte sie mit 1200 Mitgliedern den Höchststand, heute zählt die DJG gut 400 Mitglieder.
Chronologie der ersten Vorsitzenden:
S.U. Graf (1971-1982), Prof. Dr. Horst Kopp (1982-1994), Peter H. Hellmuth (1994-2014), Gudrun Orth (2014-2017), Jörn Heise (2017-2020), Gudrun Orth (seit 2020).