Kulturaustausch

Begegnungen ermöglichen zwischen Ländern und Menschen auch in Zeiten von Krieg, das ist auch trotz der erschwerten Bedingungen weiterhin ein grundlegendes Anliegen der DJG. Seit Frühjahr 2020 erschwert zusätzlich die Bekämpfung der Corona Pandemie auch in Deutschland reale Zusammenkünfte. Die Kontakte zu Menschen, Gruppen und Initiativen im Jemen bleiben erhalten, ebenso wie die Stärkung der Beziehungen zu in Deutschland lebenden Jemenit:innen und zu Gruppen und Vereinen, die sich aktiv für den Jemen einsetzen.
Sollten Sie an der Zusammenarbeit mit jemenitischen Künstler:innen interessiert sein, vermitteln wir gerne die Kontakte.

DJG Online: Austausch mit jemenitischen Kulturschaffenden

Im Februar lud die DJG drei Kulturschaffende für den ersten Online Stammtisch in 2023 ein: Mohammad, Sarah und Maha berichteten über ihre Projekte des Storytellings für, über und mit Jemenit*innen.

Mohammad al-Mahfali sammelt und verbreitet mit seinem Projekt „Protecting Socotra Folk Literature“ die Sprache und Volksliteratur der Insel Soqotra . Online können zahlreiche Geschichten bereits eingesehen werden; als nächstes ist die Veröffentlichung in Buchform geplant.
Hier berichtet Mohammad über das Projekt: https://youtu.be/0A3FQn9qVRU

Sarah al-Idrisi ist Teil der Podcasts – Produktion und Storytelling-Initiative „Boncast“: Mit der Produktion von Podcasts über jemenitische Kultur, wie zum Beispiel der Herkunft und Bedeutung traditioneller jemenitischer Lieder, schaffen sie informative und künstlerisch ansprechende Features. Neben ihren Podcast-Werken, oft nur ermöglicht durch eigenen persönlichen und finanziellen Einsatz, bieten sie auch Workshops für Jemenit*innen im Storytelling an.
Hier berichtet Sarah über Boncast: https://youtu.be/0WS0tKNmtco

Maha as-Sahah ist eine von wenigen jemenitischen Kinderbuchautor*innen und Aktivist*innen der kindlichen Leseförderung. Mit insgesamt 49 Kinderbüchern, Leseveranstaltungen für Kinder und der Teilnahme an kulturpolitischen Veranstaltungen kämpft sie für ein zentrale Stellung von Lesen und Vorlesen im Heranwachsen jemenitischer Kinder.
Hier berichtet Maha über ihr Engagement: https://youtu.be/4s5OjANoaGw


Jemen Tag 2022 in Berlin: Kulturveranstaltung organisiert von waai

Im Oktober 2022 organisierte die Organisation waai nun bereits zum dritten Mal den Jemen Tag in Berlin. Waai, eine Organisation junger Jemenit:innen in ganz Deutschland engagiert für die Bildung junger Menschen und für unabhängige Medienangebote, bot dem Publikum ein reiches Programm an jemenitischer Live Musik und Tänzen, Vorstellung traditioneller Kleidung, Kurzfilmen sowie Informationen zur Lage und Projekten im Jemen. Das offizielle Programm wurde begleitet von einer Kunst- und Fotoausstellung jemenitischer Künstlerinnen, auch der im Jemen Report 2021 porträtierte Künstler Nasser Al-Aswadi war anwesend, und von Ständen gemeinnütziger Organisationen und jemenitischer Unternehmen. Die DJG unterstützte die Veranstaltung und war zudem mit einem Stand und unseren Mitgliedern vertreten, die sich mit anderen Deutsch-Jemenit*innen rege austauschten.

Die Veranstaltungen rundete der bekannte Musiker Hussain Moheb mit einem ekstatischen Konzert ab – sein erstes überhaupt in Europa.


Beiträge jemenitischer Künstler:innen im CARPO Bericht (2021)

Der CARPO Report Broken People Can’t Heal a Nation untersucht historische Schnittstellen zwischen Kunst und Friedensförderung im Jemen und behandelt unter anderem Themen die Verbreitung von Frieden und Gleichheit mittel Kunst, Kunst zur Dokumentation des Krieges, die Rolle von Kunst für das psychosoziale Wohlergehen traumatisierte Menschen und der Beitrag von Kunst zur Friedensförderung im Jemen. Die Publikation der Bilder jemenitischer Künstler:innen im Bericht co-unterstützte die DJG finanziell.


Förderung jemenitischer Künstler:innen und Filmschaffender

Der Jemen Report, die Publikation der DJG, wird jährlich von jemenitischen Künstler:innen mitgestaltet. Veröffentlichungen und Sichtbarkeit verstehen sich als bescheidener Beitrag zur professionellen Entwicklung im künstlerischen Spektrum. Wir bieten jemenitischen Künstler:innen die Möglichkeit ihr Werk zu publizieren. Sollten Sie an der Zusammenarbeit mit jemenitischen Künstler:innen interessiert sein, vermitteln wir gerne die Kontakte.


Bildwettbewerb zu deutsch-jemenitischen Beziehungen (2019)

Die DJG rief 2019 jemenitische Künster:innen dazu auf, ihre Vorstellungen der deutsch-jemenitischen Beziehungen (visuell) Ausdruck zu verleihen. Insgesamt 30 Künstler:innen nahmen mit beeindruckenden Arbeiten teil, von denen die besten Bilder im Jemen Report 2019 veröffentlicht wurden. Das Bild des Gewinners, Ali Muhsin Al-Ammari, zeigt neben dem Brandenburger Tor und Bab al-Yemen die Gesichtshälften von zwei herausragenden Literaten unserer jeweiligen Länder, Günter Grass (gest. 2015) und Abdullah al-Baraduni (gest. 1999). Den zweiten Platz gewann Doyazan Ahmed Mohammmed mit seinem Werk GERYMANIA – Das Bach, welches eine Vielzahl von kulturellen und gesellschaftlichen Symbolen unserer jeweiligen Länder darbietet.
Wir haben hier eine Auswahl der Bilder aus dem Wettbewerb zusammengestellt.

Ali Mushin Al-Ammari studierte englische Literatur und Gesundheitsmanagement. Er lebt in Sana’a und verdient sein Geld als Datenmanager und Künstler.

Doyazan Mohammed ist professioneller Grafikdesigner und daher spezialisiert auf digitale Kunst. In Aden geboren, lebt er heut in Sana’a und arbeitet in den Bereichen Marketing und Werbung.

Huda Mutaher ist eine 27-jährige, in Kairo lebende Journalistin, Fotografin und Designerin. Ursprünglich stammt sie aus Ta’iz, lebte jedoch lange in Sana’a.

Huda Mutaher

Denise Kynd ist eine jemenitisch-deutsche Collage-Künstlerin. Ihre Mutter stammt aus Aden, sie selbst lebt in Köln. In der Mitte des Bildes sehen wir die Künstlerin in einer traditionellen derra, die ihre Großmutter nähte und mit Henna auf dem Arm. Die Collage selbst ist „wild und laut, wie meine westliche (deutsche) Seite – ohne Restriktionen“ – so Kynd. Zu weiteren Einblicken in Kynds Arbeit, gelangen Sie  hier.

Denise Kynd

Saleh BaHalis ist ein in Aden lebender, mehrfach ausgezeichneter Fotograf, der u.a. auch Fotografie an der Lebanese International University (LIU) unterrichtet.

Saleh Bahalis

Hassan Abdulrahman  BaMatraf  ist  ein Künstler aus dem Hadhramaut, der sich für digitale Kunst und Animation, Bildhauerei und 3D-Modellkunst interessiert. Für dieses Bild erstellte er einen 3D-Druck von Frank-Walter Steinmeier und setzte es in ein Platz von Al-Mukalla.

Hassan Abdulrahman BaMatraf

Filmfestival in 2015 und 2016

Jemen ist seit 2015 von einer humanitären Katastrophe und einem nicht enden wollenden Krieg gezeichnet. Die 2011 im Zuge des „Jemenitischen Frühlings“ aufflammende Hoffnung auf eine bessere Zukunft wurde durch den aktuellen kriegerischen Konflikt zunichte gemacht. Jemenitische Künstler:innen und Filmemacher:innen lassen ihre Arbeit auch in Zeiten des Krieges nicht ruhen und verarbeiten die Geschehnisse sowie verschiedene andere gesellschaftliche Themen in ihren Filmen und Bildarbeiten.

Das Internationale Jemenitische Film- und Kunstfestival ermöglicht jemenitischen Künstler:innen, ihre Arbeiten einem breiteren Publikum in Deutschland zu präsentieren und den Besucher:innen die jemenitische Zivilgesellschaft näher zu bringen. Das vom Yemen Peace Project initiierte Festival wurde 2016 von der DJG in Kooperation mit dem Forschungsnetzwerk Re-Konfigurationen der Philipps-Universität Marburg und der Friedrich-Ebert Stiftung nach Marburg, Leipzig und Berlin gebracht.

Schon 2015 war die Woche des ersten internationalen jemenitischen Film- und Kunstfestivals in Marburg und Leipzig eine Zeit voller Begegnungen und Austausch. Dokumentarische Kurzfilme, darunter der im Jahr 2014 für einen Oscar nominierte Karama has no walls der Filmemacherin Sara Ishaq wurden gezeigt. Fotografische Arbeiten und hochkarätig besetzte Podiumsgespräche zur aktuellen Lage im Jemen ergänzten das von mehr als 250 Besucher:innen wahrgenommene Festival. Das Festival tourte 2014 durch Aden und Sana‘a, Los Angeles, New York, Washington, Berkeley und London sowie – mit der DJG als Partner – 2015 erstmalig auch durch Deutschland.


Jemenitische Träume: Film-Matinée und Podiumsdiskussion in Bad Endorf (2015)

Mit Jemenitische Träume–Gesichter und Geschichten lud die DJG zu einer Film-Matinée in Marias Kino in Bad Endorf ein, wo zwei Dokumentarfilme zur 2011-Revolution im Jemen von einer Podiumsdiskussion zu den Hintergründen, aktuellen Herausforderungen und Szenarien des jemenitischen Konfliktes flankiert wurde. 

Die Diskussionsteilnehmenden zeigten sich wenig optimistisch, dass mit einer schnellen politischen Lösung der kriegerischen Auseinandersetzungen zu rechnen sei: Dafür gebe es zu viele Konfliktlinien, bei denen es sich laut Dr. Marie-Christine Heinze in erster Linie um einen Kampf um Ressourcen, nicht um eine Auseinandersetzung der Religionen handelt. Die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen Konfession sei im Jemen zuvor nie ein Thema gewesen.
Die in Berlin lebende Facebook-Aktivistin und Historikerin Arwa Ahmad AlKhutabi betonte, dass es sich eigentlich um zwei Kriege handle; einer im Land und einer, der über ein militärisches Bündnis unter Führung Saudi-Arabiens ins Land getragen werde. Zudem bedauerte sie, dass beide Kriege so wenig Aufmerksamkeit in deutschen Medien erhalten.

Mit den beiden Dokumentarfilmen Was fotografiert werden muss der Hamburger Ethnologin und Filmemacherin Irina Linke und Outward Bound for Moral Change (Bereit für den Wandel) der Islamwissenschaftlerin und Videoreporterin Daniela Siebeck wurden die Hoffnungen und Träume der Jugend vor der Revolution 2011 gezeigt. 

Podiumsdiskussion mit Daniela Siebeck, Ara Ahmad AlKhutabi und Marie-Christine Heinze (von links nach rechts).Foto:©Dagmar Dieterle