25 Days to Aden – Bericht über die Auseinandersetzung um Aden

Retter in höchster Not

In der westlichen Welt wurde kaum wahrgenommen, was sich im Rahmen des Jemen-Konflikts im Jahr 2015 im Rahmen der Befreiung Adens abspielte. Dabei hätte ein schlechter Ausgang der Schlacht von Aden weitreichende Konsequenzen für die ganze Welt gehabt. In diesem Buch schildert der Autor die Geschichte der Elitetruppen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und anderer Golfstaaten im Kampf gegen die von Iran unterstützten Huthi-Rebellen aus dem Norden des Jemen und schafft damit ein historisches Dokument, dessen Fakten von den direkt Beteiligten stammen und höchst akribisch überprüft wurden, wie der Autor versichert. Die militärischen Details und die Nennung der authentischen Namen der Beteiligten sind absolut verblüffend, genauso wie die Schilderungen von Gesprächen zwischen Politikern und Militärs.

25 Days to Aden – Bericht über die Auseinandersetzung um Aden
25 Days to Aden – Buch von Michael Knights

Der Schauplatz des Geschehens, nämlich die Hafenstadt Aden, ist eigentlich ein romantischer Ort mit morbidem Charme, die sich mit der Eröffnung des Suezkanals im Jahr 1869 zu einem der verkehrsreichsten Häfen der Welt entwickelte, Ende der 1960er Jahre jedoch an Bedeutung verlor. Der Leser erlebt das Geschehen an den verschiedensten Orten, von den hoch aufragenden Vulkanklippen des Kraters, über malerische Stadtviertel, Strandbäder, dichte Gassen der Souks bis zur alten British-Petroleum Fabrik von Little Aden.

Es ging laut Autor um nichts anderes als darum zu verhindern, dass der Iran und seine Milizen einen Brückenkopf auf der arabischen Halbinsel errichten, wo sie nicht nur in „Schlagdistanz“ zu Mekka und Medina gewesen wären, sondern was sie auch in die Lage versetzt hätte, den Suezkanal und 20 Prozent der weltweiten Öllieferungen abzuschneiden. Wo waren die Amerikaner? – Mit anderen Dingen beschäftigt und nicht da! – Ein Special-ForcesSoldat der VAE wird so zitiert: „Arabische Elitetruppen
haben ein Gespenst vom Berg aus bekämpft, neben dem wichtigsten Seeweg der Welt“. Die Geschichte handelt von einem Wettlauf mit der Zeit – im Kern geht es um die hektischen Wochen der Befreiung, die während des Monats Ramadan im Jahr 2015 stattfand, als den VAEKommandanten gesagt wurde, sie hätten 25 Tage Zeit, um Aden einzunehmen. Daran schloss sich das verzweifelte Bemühen an, Aden zu befreien, bevor die Huthis und die damals an ihrer Seite kämpfenden Salih-Milizen ihre Macht in Aden konsolidiert hätten.

Man nimmt teil an akribischen Schilderungen des Kriegsgeschehens und zittert mit, bis der Wendepunkt erreicht wird. An diesem Wendepunkt erlebte die Führung der VAE einen ihrer schönsten Momente, als die strategischen Führer, die wirklich alles möglich machen konnten, mit den operativen Militär-Befehlshabern, die wussten, was zu tun war, zusammenkamen. Schauplatz dieser „Audienz“ am 22. Juni 2015 beim damaligen Kronprinzen Mohammed bin Zayed (MBZ), gleichzeitig stellvertretender Oberbefehlshaber der VAE, war dessen Villa und Ziel war es, einen Weg aus der bestehenden Sackgasse zu finden. Dies gelang. Die Story, wie die Militärs von MBZ und seinen Brüdern Sheikh Tahnoun, Sheikh Abdullah und Sheikh Nahyan herzlich empfangen wurden, ist beeindruckend und es wird genau geschildert, wie MBZ die ganze Wahrheit vom Schlachtfeld hören wollte. In Momenten wie diesen beeindruckt MBZ Besucher mit seiner Fähigkeit zuzuhören. Er widmet geduldig seine ganze Aufmerksamkeit dem Redner und ist aufrichtig daran interessiert, neue Sichtweisen zu erfahren; das nennt man Disziplin und ist eine großartige Eigenschaft bei einer Führungspersönlichkeit. MBZ zeigte
größtes Interesse daran, dass alle zur Verfügung gestellten Waffen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gebracht wurden. Wenn die Sabr eine Ausdauer von sechs Stunden hatte, sollte sie sechs Stunden lang in der Luft bleiben. „Sparen Sie nicht an den Läufen der G-6: Verwenden Sie sie so viel wie nötig, lassen Sie die Rohre schmelzen, wenn es sein muss, und beginnen Sie, die lasergesteuerten Geschosse einzusetzen, egal was es kostet. Machen Sie das Maximum“, mahnte MBZ. „Denken Sie immer über den Tellerrand hinaus.“ Den Militärs wurde nun deutlich, woher einige der jüngsten Innovationen auf dem Schlachtfeld gekommen waren: MBZ war immer im Hintergrund dabei gewesen, um alle benötigten Werkzeuge in die richtigen Hände zu geben.

Auch die Terrorismusbekämpfung gegen al-Qa‘ida und den Islamischen Staat war immer im Blick der VAEPlanung. Eine Einheit zur Terrorismusbekämpfung in Abu Dhabi hatte sich seit über drei Monaten auf die Operationen vorbereitet. Nachdem man von al-Qa‘ida platzierte Bomben entdeckt hatte, waren die VAE am 12. August bereit, mit der Terrorismusbekämpfung zu beginnen und am 18. August wurde in Aden eine vorgelagerte Fusions- und Zielfahndungseinheit eingerichtet. Am selben Tag baten die US-Geheimdienste und das Joint Special Operations Command die Emiratis um Hilfe bei der Organisation ihrer Rückkehr nach Aden, und sie wurden bei dieser zu ihrem alten Standort in al-Anad unterstützt.

Aber im Hintergrund bahnte sich etwas noch Ehrgeizigeres an: eine Fortsetzung der Schlacht von Aden, diesmal jedoch gegen al-Qa‘ida im Osten, die die Hafenstadt al-Mukalla in der Provinz Hadhramaut eingenommen hatte. Trotz aller Aktivitäten in Aden hatten die VAE al-Qa‘ida im Jemen nie aus den Augen gelassen. Viele Staaten hätten eine Pause eingelegt oder sich nur auf die Huthis konzentriert, aber in Abu Dhabi fand ein wichtiges Gespräch zwischen MBZ und dem Chef des Sondereinsatzkommandos der Präsidentengarde, Brigadegeneral Musallam statt. Die VAE würden nun ihren parallelen Krieg gegen ihren anderen Feind, nämlich al-Qa‘ida, beschleunigen, während sie gleichzeitig neue Verantwortung auf dem Schlachtfeld gegen die Huthis in Marib und am Bab al-Mandab übernahmen. Während der gesamten Dauer der Operation in Aden hatte Musallams Joint Task Force East im Osten gearbeitet, um die Stämme von Hadhramaut, Shabwa und Marib gegen alle Eindringlinge zu mobilisieren – ob gegen die Huthis oder
al-Qa‘ida. „Jetzt geht es um die Aufgabe, die Terroristen aus der berühmten Hafenstadt al-Mukalla zu vertreiben und das Minikalifat von al-Qa‘ida am Indischen Ozean zu zerschlagen. Aber das ist eine andere Geschichte.“ – Und so endet das Buch.

Viele Karten und Fotos sowie ein ausführliches Stichwortverzeichnis und Glossar für die militärischen Begriffe runden das Buch ab und man kann nur darüber staunen, dass die VAE, normalerweise äußerst zurückhaltend mit militärischen Informationen, die Veröffentlichung solcher Insider-Informationen zulassen. Aber diese erste allein durchgeführte Operation soll dazu beitragen, dass zukünftige Generationen von VAE-Soldaten und -Bürger:innen daraus lernen. Kein Wunder, dass der renommierte Autor, Dr. Michael Knights, der hundertprozentiges Vertrauen seiner unzähligen Gesprächspartner in Aden und an der Front (von diesen beschützt) genoss, sich überschwänglich bedankt und diesen Dank mit dem Zitat eines 27-jährigen VAE-Soldaten abschließt: „Nach dieser Operation, einem echten Krieg, hat sich meine Mentalität völlig verändert. Ich bin in diesem Land (VAE) mit gutem Lebensstandard und guter Bildung aufgewachsen, und dann war ich plötzlich in einem Kriegsgebiet, weit weg von meinen Freunden,
meiner Familie und meinen Kindern. Das macht einsam und man lernt das Leben zu schätzen. Ich sah Armut und Leid im Jemen. Dadurch wurde mir klar, dass wir unsere Heimat schützen müssen“.

Michael Knights (2023): 25 Days to Aden. The Unknown Story of Arabian Elite Forces at War, London. 256 Seiten, zahlr. Karten und Fotos. ISBN 978-1800815094. Ca. 24 Euro (Hardcover)


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