Nach der Mitgliederversammlung in Berlin in 2023 mit reichem Programm und zahlreichen externen Gästen sollte das diesjährige Treffen vor dem Hintergrund der Vorstandswahlen klein und intern von Statten gehen. So gestalteten unter dem Titel „Von Mitgliedern für Mitgliedern“ ausgewählte DJG – Mitglieder mit ihren Aktivitäten zum Jemen das Rahmenprogramm. Dass der hierfür vorgesehene Zeitraum am Vor- und Nachmittag der Versammlung kaum ausreichte, zeigt die stetige Verbundenheit und Kontakt der Mitglieder zum Jemen und den Jemenit:innen.

Beginn der Mitgliederversammlung 2024; © Ilse Voss-Lengnik

An der Mitgliederversammlung der Deutsch-Jemenitischen Gesellschaft (DJG) in 2024, die in Nürnberg im Karl-Bröger-Haus stattfand, nahmen über 40 Mitglieder und 20 Gäste teil. Den Abend zuvor trafen sich Mitglieder und Gäste zum informellen Austausch im Literaturhaus in Nürnberg.

Vorstellung des Geschäfts- und Kassenbericht; © Ilse Voss-Lengnik

Pflichtprogramm jeder Mitgliederversammlung: Die Vorstellung des Geschäftsberichts durch Gudrun Orth (1.Vorsitzende) und des Kassenberichts durch Ruth Hildebrandt (Kassenwartin). In 2023 leitete die DJG Spenden in Höhe von 6000 Euro an gemeinnützige Organisationen und humanitäre Projekte im Jemen weiter.

Gedenkminute; © Ilse Voss-Lengnik

Die Anwesenden gedenken Peter Wald und Peter Hellmuth, Mitglieder der ersten Stunden, die die DJG über viele Jahre mit ihrem Engagement, ihren Kontakten zu Menschen im Jemen und Tätigkeiten zum Land und der Region prägten. Die Anwesenden gedenken auch den zahlreichen Menschen im Jemen, die durch Waffengewalt und als politisch Verfolgte in Gefängnissen starben oder verschwanden.

Ehrung langjähriger Mitglieder; © Ilse Voss-Lengnik
Ehrung langjähriger Mitglieder; © Ilse Voss-Lengnik

Die Ehrung langjähriger Mitglieder ist ebenso fester Bestandteil jeder Versammlung: Dieses Jahr erhielten unter anderem Radwan al-Sapri (35 Jahre Mitglied), Heinz Bilek (25 Jahre Mitglied) und Marie-Christine Heinze (25 Jahre Mitglied) eine Ehrung und Kaffee-Präsent.

Ehrung langjähriger Mitglieder; © Ilse Voss-Lengnik
„Wie der Kakao in den Jemen kam“; © Ilse Voss-Lengnik

Hans-Werner Emrich, seit 50 Jahren Mitglied der DJG, erheiterte die Anwesenden mit der folgenden Kakao-Geschichte aus seiner Zeit im Jemen in den 1970er:

„So wie wir einen heißen Kakao besonders in der Winterzeit genießen, so kannten besonders die Kinder und Jugendlichen des Jemens in den frühen 1970er Jahren diesen Kakao gar nicht. Wenn überhaupt ein heißes Getränk, besonders in den hohen Bergregionen des nördlichen Jemens, dann war es der Tschai, der Tee, oder bei wichtigen Anlässen auch der Bun, der jemenitische Kaffee.

In den frühen 1970er Jahren erhielt die jemenitische Delegation im westafrikanischen Land Ghana 30 Tonnen Kakaopulver als Gastgeschenk. Zurück in Sana’a bekam ich als Leiter des UN-Ernährungsteams den Auftrag, dieses Kakaopulver unter die Schüler des Landes zu bringen, welches bis dahin im Jemen unbekannt war.
Ich versuchte alles Mögliche: Kekse, Kuchen, als Getränk. Ich hätte auch noch ein Schokoladeneis daraus entwickelt, hätte ich eine entsprechende Maschine vor Ort gehabt. Aber alle Mühen waren im ganzen Lande vergeblich, etwas so Fremdartiges kannte man nicht, man ließ es lieber bleiben.

Nach einem halben Jahr fragte die entsprechende Stelle in der Regierung, was daraus geworden ist. Ich musste nun erneut versuchen, den Rest der 30 Tonnen zu verarbeiten. Ich hatte Glück, dass inzwischen Winter in der hohen Bergregion der Arabischen Republik Jemen war – und nun hatte das heiße Kakao-Getränk Erfolg bei den Kindern und Jugendlichen, besonders in den Schulen.

Das Gastgeschenk „30 Tonnen Kakao Pulver“ aus Ghana war danach schnell „ausgetrunken“ und die Jugendlichen bekamen Geschmack auf dieses süße Getränk.
Der heiße Kakao war dann so erfolgreich, dass alle Schulen, alle Jugendlichen mehr von diesem „unbekanntem Pulver“, schon fast wie eine Droge, wollten. Nun, das war nicht mehr mein Problem. Ich hatte meine Tätigkeit getan, wie nun die Regierung des Jemens auf diesen neuen Hype reagieren würde, war mir zu dem Zeitpunkt egal, und heute weiß ich es auch nicht mehr. Vermutlich hat sich dann der Handel mit diesem aufgekommenen Wunsch beschäftigt und somit auch eine neue Einkommensquelle erschlossen.“

Neu gewähltes Vorstandsteam; © Ilse Voss-Lengnik
Neu gewählter Beirat; © Hans-Werner Emrich

Vier Jahre seit der letzten Vorstandssitzung in 2020 waren vorbei, sodass ein neuer Vorstand gewählt wurde: Gudrun Orth, Sophie Bergmann und Ruth Hildebrandt wurden als Vorstandsfrauen und Kassenwartin erneut gewählt. Dem Vorstandsteam erhalten bleiben Mike Berger und Henner Kirchner. Mit Abdullah Shabalah und Mohammed al-Gindari erhält der Vorstand neue engagierte Unterstützung von zwei jemenitischen Studierenden. Das Vorstandsteam bedankt sich herzlich für das Engagement der ausscheidenden Vorstandsmitglieder Ilse Voss-Lengnik und Guido Zebisch.

Nicht nur der Vorstand, sondern auch der Beirat wurde neu gewählt: Uwe Zajonz für Klima/Ökologie, Radwan al-Sapri für Frieden/nachhaltige Entwicklung, Marie-Christine Heinze für Politik/Gesellschaft, Said al-Dailami für Staat/Gesellschaft/Religion, Abdulqader al-Sapri und Yasemin al-Iriani für Gesellschaft.

© Ilse Voss-Lengnik
© Ilse Voss-Lengnik

Zeit für Austausch: DJG-Mitglieder leben in ganz Deutschland verteilt, und so ist die jährlich stattfindende Versammlung oft die einzige Möglichkeit, sich wiederzusehen und auszutauschen. Jedes Jahr besuchen auch Nicht-Mitglieder und jemenitische Gäste die Treffen und bereichern diese.

Marktplatz © Ilse Voss-Lengnik

Am diesjährigen „Marktplatz“ nahmen Vision Hope, Jemen Stiftung, ein Herz für den Jemen, die DJG und CARPO teil.

Marie-Christine Heinze; © Ilse Voss-Lengnik
Horst Kopp & Said al-Dailami (v.l.n.r.) © Ilse Voss-Lengnik

Marie-Christine Heinze, CARPO und Redakteurin des Jemen Reports, informierte die Mitglieder und Gäste zur aktuellen politischen Situation im Jemen und Entwicklungen im Roten Meer. Said al-Dailami, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hans-Seidel-Stiftung, ergänzte mit seiner Einschätzung zum Vorgehen der Huthis im Roten Meer und Jemen, und schilderte Eindrücken seines letzten Aufenthalts im Jemen.

DJG-Mitglied Dagmar Dieterle; © Ilse Voss-Lengnik
Vorstand VJSD; © Hans-Werner Emrich

Dagmar Dieterle berichtete von ihrer dreiwöchigen Reise auf die Insel Soqotra in 2023/2024.
Abdullah Shabalah und Doaa Nasser stellten den Verein jemenitischer Studierender in Deutschland vor, mit dem die DJG bereits einen Stammtisch organisierte.

Stephan Krämer (Vision Hope); © Ilse Voss-Lengnik

Das diesjährige Rahmenprogramm schlossen Stephan Krämer und Nadja al-Nagger: Stephan Krämer stellte das Netzwerktreffen zum Jemen vor, zu dem seit 2022 Vision Hope im Jemen tätige Organisationen einlädt. Nadja fördert mit ihrem Verein German-Yemen Center for Peace and Development unter anderem die Verbesserung der Lehrerinnen-Ausbildung im Jemen.

Neuer Vorstand; © Ilse Voss-Lengnik
 © Hans-Werner Emmrich

Auf ein Wiedersehen in 2025: Der neu gewählte Vorstand blickt zufrieden auf die Mitgliederversammlung zurück und freut sich auf das nächste Treffen am 17.05.202 in Leipzig!

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