50 Jahre DJG

Im August 2021 wurde die Feier zum 50-jährigen Bestehen in Nürnberg nachgeholt. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Jemen Ausstellung des Vereins Arabisches Haus in Nürnberg statt. Die Finissage mit einer Darbietung jemenitischer Tänzer rundete die Veranstaltung ab. Hier erfahren Sie weitere Details zur 50-jährige Feier der DJG.

Am 28.08.2021 fand im Zusammenhang mit der Jemen Ausstellung in den Räumen des
Naturhistorischen Museums in Nürnberg eine Versammlung zum 50-jährigen Bestehen der Deutsch-Jemenitischen Gesellschaft statt.

Rund 30 Mitglieder konnten einen Rückblick auf 50 Jahre DJG mit zahlreichen Fotos,
zusammengestellt und vorgetragen von Prof. Dr. Horst Kopp, erleben. Langjährige Mitglieder wurden
mit erlesenen Kaffeespezialitäten aus dem Jemen geehrt. Dem einzigen noch lebende
Gründungsmitglied Walter Müller wurde in Abwesenheit für sein außerordentliches Engagement für
die Deutsch-Jemenitische Gesellschaft und den Jemen gedankt.

Danach sprach die Vorsitzende Gudrun Orth über die mögliche Zukunft der Gesellschaft, die
angesichts der aktuellen Situation im Jemen, aber auch der zunehmenden Abschottung Deutschlands
und selbst der erschwerten Visaerteilung für Gäste aus dem Jemen, neu gedacht und gestaltet
werden muss. Um die Satzungsziele auch in Zukunft umsetzen zu können, brauchen Begegnungen
zwischen Menschen, Gruppen und Organisationen neue Netzwerke, die vermehrt auch in
Deutschland lebende Jemenit:innen einbeziehen. Die Altersstruktur der Mitglieder erfordert das
Nachdenken über neue Zielgruppen. Im Jemen sind zahlreiche Gruppierungen in Kunst und Kultur
aktiv, die teilweise aus der Jugendbewegung entstanden sind. Zivilgesellschaftliches Engagement im
Jemen, das häufig auf Teilhabe aller fokussiert, sollte von der DJG stärker wahrgenommen werden
und Möglichkeiten zum Austausch und zur Kooperation neu gedacht werden. Dabei kann die DJG auf
ein bestehendes Netzwerk im Bereich der Jemenforschung und der Kulturförderung aufbauen. Auch
der Jemen Report bildet ein weites Spektrum von Initiativen im und zum Jemen ab und bietet somit
eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten. Zum Ausbau des Netzwerks ist auch die aktive Mitarbeit aller
Mitglieder gefragt, die relevante Kontakte zum Jemen pflegen.
Leitfragen künftiger Aktivitäten könnten hier sein:

  • Welchen Beitrag kann die DJG zur Entwicklung einer fairen Gesellschaft im Jemen leisten?
  • Wie können wir die Kultur des Jemen in ihrer Diversität, wie z.B. regionale Vielfalt, erfassen?
  • Können wir neben und mit tradierten Formen der Kultur und Folklore auch der
    Gegenwartskultur zu Sichtbarkeit verhelfen?
  • Wie kann die DJG dazu beitragen aus der Vergangenheit für die Gestaltung der Zukunft zu
    lernen?

Schließlich stellte die Vorsitzende die Frage wie polirisch die DJG sein kann und will. Das Risiko als pro
… (Houthi oder Hadi oder …) gesehen zu werden, ist allgegenwärtig. Umso wichtiger ist für den
Vorstand der DJG absolute Transparenz in der Kommunikation, die auch kritische Beobachtungen
einschließt, mit verschiedenen Institutionen und Gruppen. Einen wichtigen Beitrag leistet hier der
Jemen Report als wichtiges Medium der Öffentlichkeitsarbeit mit einer Vielzahl an sorgfältig
recherchierten Themen. Um die Informierung der Öffentlichkeit über den Jemen auch in Zukunft zu
gewährleisten, müssen alle von der DJG bedienten Informationskanäle zukunftstauglich gemacht
werden. Eine kurze (nicht repräsentative) Umfrage ergab, dass die Website eher wenig genutzt wird,
der Jemen Report sehr gern, wenn auch selektiv gelesen wird und die Facebook Gruppe bei den Ü60-
Mitgliedern kaum eine Rolle spielt. Wichtig bleiben also auch in Zukunft lokale und regionale
Veranstaltungen zum Jemen mit entsprechender Berichterstattung in den örtlichen und regionalen
Medien.

Die Mitglieder des Vorstands Sophie Bergmann und Ilse Voss- Lengnik stellten aktuelle neue
Entwicklungen in der DJG vor:

Aus der Tradition für die Gestaltung der Zukunft lernen: Bildarchiv mit Schwerpunkt Denkmalpflege/
Städtebau
Der Plan, ein Bildarchiv zum Jemen mit Fokus auf historischen Baudenkmälern, Städtebau und
Architektur einzurichten, wurde von den Mitglieder positiv aufgenommen. Das Archiv soll zukünftig
der Altstadtbehörde in Sana‘a und möglicherweise auch der UNESCO übergeben werden.
Bildgeber:innen sollen in einer Einverständniserklärung zustimmen, dass die DJG die Bilder für
interne Zwecke nutzen und die Nutzung für nicht- kommerzielle Zwecke auch an kooperierende
Institutionen weitergeben kann.

Das Bildarchiv wurde speziell für die DJG entwickelt und im Mai 2021 konnten erste Bilder
hochgeladen werden. Eine detaillierte Anleitung steht für die Bildgebenden zur Verfügung. Es
können nur digitale Bilder hochgeladen erden, Dias und Papierbilder müssen gescannt werden. Alle
Bilder müssen vom Bildgebenden beschriftet werden mit Angaben zum Entstehungsjahr, der Region
und des Ortes, wo das Bild entstand. Die Motive können mit sogenannten „Tags“ (Schildchen) näher
beschrieben werden. Es können beliebig viele Tags an ein Bild geheftet werden, z.B. „cistern“, und
„children“, oder „view of old town“ usw. Die Tags sind wegen der potentiellen Kooperationspartner
in englischer Sprache.

Mit Stand 30.8.2021 sind 4396 Bilder im Archiv eingestellt, von denen 1484 sich im sogenannten
„Published“ („Veröffentlicht“) Ordner befinden, der für Alle, die den Zugang zum Archiv beantragt
und erhalten haben, zugänglich ist, und 2908 im sogenannten „On Hold“ („Abgelegt“) Order, der
nicht zugänglich ist. Auch aus dem „Published“ Ordner müssen noch Fotos aussortiert werden, da sie
nicht ausreichend beschriftet sind oder nicht dem Schwerpunkt entsprechen. Andererseits befinden
sich im „On Hold“ Ordner viele interessante Bilder, vor allem von Landschaften, Menschen und
Tieren, die später einmal mit ins Archiv einbezogen werden sollen, jedoch zur Zeit eben noch in die
Ablage kommen bis eine Erweiterung des Archivs geleistet werden kann.

Im Bildarchiv findet der Betrachtende alle Bilder in der Reihenfolge, in der sie eingestellt wurden. Die
Bilder können über eine Search Funktion sortiert werden nach allen Details in der Bildbeschreibung,
also z.B. nach dem Entstehungsjahr, der Region oder dem Ort, dem Namen des Bildgebenden und
eben nach allen Tags. Um die Suche nach bestimmten Motiven zu erleichtern werden ab sofort
standardisierte Tags eingeführt wie „Mosque“, „Cistern“, Castle“, „Ruins“, „City wall or ramparts“,
„View of houses“, „Architectural design“, etc. Für alle Bildgebenden gilt: Je genauer und ausführlicher
ein Bild beschrieben wird, desto leichter wird es gefunden. Das Bildarchiv- Team (Ilse Voss- Lengnik,
Gudrun Orth, Tom Leiermann) kann korrigierend und ergänzend eingreifen. Sobald das Archiv in die neue Website eingebettet ist, kann es von allen DJG Mitgliedern nach erfolgter Registrierung besucht
werden.

Website neu mit interaktivem Mitgliederbereich

Unsere DJG – Website soll künftig das Tor zum Vereinsleben als auch zu wichtigen online und
analogen Veranstaltungen zum Jemen und jemenitischen Künstler:innen sein. Zudem wird es
zukünftig einen Bereich für DJG – Mitglieder geben, in dem Sie Personenbezogene Daten wie Ihre
Kontaktdaten selbstständig ändern können – alles unter Berücksichtigung des Datenschutzes. Wir
freuen uns, Ihnen die neue Website in den kommenden Wochen präsentieren zu können.

Im Anschluss fanden Gesprächsrunden zu den Themen Begegnung, Kulturaustausch und Politik
statt. Zu deren Einleitung gab Guido Zebisch (Vorstandsbeisitzender für Diaspora-Fragen und
Vernetzung) einen kurzen Überblick über bestimmte Maximen der Auswärtigen Kultur- und BildungsPolitik (AKBP). Dies erleichterte eine bessere Verortung der DJG im Gesamtgeschehen, und
potentieller DJG-Aktivitäten im größeren Zusammenhang. Weiterhin aktuelle Hauptlinie: die DJG
betreibt Kulturaustausch und Begegnung auf Ebene der Zivilgesellschaft.

Ergebnisse der Gesprächsrunden hier in Kürze:

Gesprächsrunde Begegnung mit 9 Teilnehmenden, Moderation Guido Zebisch

  • Aufgrund der stark gewachsenen Anzahl von Exil-Jemenit:innen, die auch in Gemeinden und
    Vereinen innerhalb Deutschlands organisiert sind, besteht der Wunsch, strukturierte
    Angebote zur besseren Integration zu schaffen
  • Workshop-Formate, die im multikulturellen Diskurs für Integration und Inklusion bereits
    existieren, sollen mit geeigneten ausgewählten Peer-Leaders (Gruppenleiter) der
    jemenitischen Gemeinden und Vereinigungen oder Einzelpersonen aufbereitet und
    angeboten werden
  • Anhand eines Pilot-Formats können Wünsche für genauere Inhalte für eine Workshop-Serie
    mit einzelnen jemenitischen Vertreter:innen der Gemeinden oder Vereinigungen eingebracht
    werden, die Inhalte können entsprechend wachsen
  • Ein spezieller Fokus liegt dabei auf friedensfördernden demokratischen Werten,
    die Workshops könnten in eine Jemen-Diaspora-spezifische Mediatoren-Ausbildung für eine
    kleine Zahl geeigneter Personen münden

Gesprächsrunde Politik mit 7 Teilnehmenden, Moderation Gudrun Orth

Der Krieg im Jemen muss beendet werden, alle Jemenit:innen müssen an der Gestaltung der
Zukunft beteiligt werden

  • Mitglieder wünschen mehr Information zum Konflikt und den Konfliktparteien, auch den
    Hintergründen und Zielen
  • Kann die DJG ein Forum bieten zum besseren Verständnis des Konflikts und seiner
    Beendigung, auch für nicht deutsch sprechende Interessierte?

Gesprächsrunde Kulturaustausch mit 10 Teilnehmenden, Moderation Sophie Bergmann

  • Vom DJG geförderte und geplante kulturelle Veranstaltungen sollten stärker spartenübergreifend stattfinden. Hier wurde als Beispiel auf das jemenitische Filmfestival 2015/2016 verwiesen.
  • Kulturaustausch und -arbeit sollte sowohl die Vorstellung und Darbietung traditioneller
    jemenitischer Kultur als auch zeitgenössischer Arbeit aus der Kunst- und Kulturszene
    präsentieren
  • Die DJG und ihre Mitglieder können Möglichkeiten schaffen, dass jemenitische
    Künstler:innen auftreten bzw. ihr Schaffen einem größeren Publikum vorstellen können
  • Für einen verstärkten Kulturaustausch und Förderung jemenitischer Künstler:innen ist die
    Initiative und Einsatz des Vorstands aber auch der Mitglieder der DJG notwendig:
    Veranstaltungsvorschläge von Mitgliedern, die sich in einer Region zusammenschließen, sind
    immer sehr willkommen und werden vom Vorstand unterstützt.

Die Veranstaltung wurde mit Bildern und Bildbänden von Frau Ulrike Herzel (Initiative des DJG
Mitglieds Christina- Deborah Herzel- Matsumura) bereichert.

Nach dem Mittagessen im Foyer des Marmorsaals fanden für knapp 30 interessierte Mitglieder zwei
Führungen durch die Jemen Ausstellung statt. Horst Kopp erläuterte dabei das Thema „Alte Kulturneue Konflikte“ sehr kenntnisreich und unterhaltsam.

Die Finissage wurde begleitet von drei jemenitischen Studenten, die traditionelle Tänze des
Nordjemen darboten. Die Ausstellung wurde in den vier Monaten von 18.000 Menschen besucht, ein
grandioser Erfolg! Der Dank der Deutsch- Jemenitischen Gesellschaft geht in erster Linie an Horst
Kopp, aber auch die Naturhistorische Gesellschaft in Nürnberg und das Arabische Haus Nürnberg.

Zum Ausklang des „Jemen- Tages“ trafen sich knapp 30 Mitglieder bei Essen und Gesprächen und
gaben überaus positives Feedback zu der gelungenen Veranstaltung.


50 Jahrfeier der DJG
50 Jahrfeier der DJG
Jemenitische traditionelle Tanz
Finissage mit jemenitischen Tänzern, 50 Jahrfeier der DJG

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