Forschung Archiv

Hier finden Sie Auszüge der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Jemen der 2010er Jahre. Eine ausführliche Auflistung von Publikationen zum Jemen erhalten Sie im Jemen Report. Ältere Ausgaben des Jemen Reports können Sie erwerben über die DJG Geschäftsstelle: jemen@djg-ev.de.

Dr. Marie-Christine Heinze (2015): Yemen through the janbiya. The social lives of daggers in ‘South Arabia’

This dissertation project looks at the Yemeni dagger, the janbiya, from a material culture perspective. Topics covered include terminology and classifications in regard to the dagger and other edged weapons prevalent in Yemen; the materiality of the janbiya, its production and the dagger market in the Old City of Sanaa; the (historical) role of the dagger in signifying social distinction in (Northern) Yemen; its role in the exertion and control of violence; and more recent social and political discourses in regard to the janbiya as a—contested—symbol of the nation-state.

Institution: Universität Bielefeld, Bielefeld Graduate School in History and Sociology
Kontakt: heinze@carpo-bonn.org  


Miriam Müller (2015): Between Insignificance and Interventionism – Analyzing the Limits of Foreign Policy along the Tracks of an Extraordinary Case Study: The GDR’s Engagement in South Yemen

Miriam Müller’s project is the first comprehensive analysis of the German Democratic Republic’s activities in South Yemen, the only Marxist state in the Arab World and at times the closest and most loyal ally to the Soviet Union in the Middle East during the Cold War. Her thesis critically engages with the normative and empirical dimensions of the ‘Limits of Foreign Policy’ based on the unique case of the GDR’s engagement in Aden and presents a dialectic as the major hypotheses: The case of South Yemen may be considered both, an ‘exceptional case’ and the possible ‘ideal type’ of the ‘general’ of East German foreign policy and thus points to what the GDR’s foreign policy could have been, if it hadn’t been for the numerous restraints of East German foreign-policy-making. The empirical side of the analysis rests on archival documents of the German Foreign Office, the German National Archive and the former Ministry of State Security of the GDR. These documents are reviewed and published for the first time and are complemented by personal interviews with contemporary witnesses. The interdisciplinary approach integrates and expands methods of both History and Political Science, applicable to other cases. Conducted research is intended to contribute to academic discourse on South Yemen’s unique history, divided Germany’s role in the Cold War, East German foreign policy, but also the long-term impact of Socialist foreign-policy-making in the Global South which so far has been neglected almost completely in academia.

Institution: Freie Universität Berlin und University of Victoria, Kanada
Kontakt: miriam.mueller@fu-berlin.de 


Dr. Marieke Brandt (2013): Shifting loyalties. The tribes of Khawlān b. ʿĀmir in the Ḥūthī conflict in North-West Yemen

Die Stammeskonföderation der Khawlān b. ʿĀmir (oder Khawlān b. Quḍāʿa) in Südwest-Arabien besteht aus acht Teilstämmen, die zum Teil auf jemenitischem Territorium, zum Teil auf saudi-arabischem Territorium siedeln. Seit 2004 wurden die jemenitischen Khawlān b. ʿĀmir-Stämme schrittweise in den so genannten Ḥūthī-Konflikt zwischen schiitisch-zayditischen Rebellen und der sunnitisch dominierten Zentralregierung hineingezogen. Das Forschungsvorhaben untersucht die Entstehung von tribalen Loyalitäten und Allianzen innerhalb der Khawlān b. ʿĀmir, die aus ihrer Involvierung in den Ḥūthī-Konflikt hervorgingen. Der Ḥūthī-Konflikt machte deutlich, dass die staatliche Kooptations- und Patronagepolitik der vergangenen Jahrzehnte bereits zu einer festen Integration der wichtigsten Stammesführer der Khawlān b. ʿĀmir in das politische System der Republik geführt hat. Da viele „einfache“ Stammesangehörige aber auf Seiten der Ḥūthī-Rebellen kämpften, entstanden neue Allianzen und Machtgefüge innerhalb der tribalen Gesellschaft.

Institution: Österreichische Akademie der Wissenschaft
Kontakt: marieke.brandt@oeaw.ac.at


Tanja Granzow (2015): Framing Threat, Mobilizing Violence? Micro-Mechanisms of Conflict Escalation Among Identity Groups in Yemen

Warum eskalieren einige Widerstandsbewegungen in gewaltvolle Konflikte, während andere in ähnlichen Bedingungen an einem gewaltfreien Vorgehen festhalten könne? Dr. Granzow untersucht diese Frage anhand des seit 2011 schwelenden Konfliktes im Jemen und anhand einer Analyse der Houthi – Bewegung und der südjemenitischen al Hirak – Bewegung, die sich gewaltfrei für einen abhängigen Südjemen einsetzt.

Die Dissertation kann unter diesem Link abgerufen werden.

Institution: Universität Heidelberg
Kontakt: tanja.granzow@hcts.uni-heidelberg.de


Jens Kambeck: Konfliktregelung im Wandel der Zeit. Eine Untersuchung gewohnheitsrechtlicher Verfahren in Jemen

Viele Konflikte in Jemen werden nicht vor jemenitischen Gerichten entschieden, sondern nach Gewohnheitsrecht. Zwei der noch heute angewendeten Verfahren zur Konfliktregelung auf der Grundlage des jemenitischen Gewohnheitsrechts sind vergleichbar mit Schlichtung (al-wasāṭa: ein Schlichter wird von den Parteien aufgesucht und kann einen zustimmungsbedürftigen Schlichtungsspruch erlassen) und Schiedsgerichtsbarkeit (at-taḥkīm al-qabīlī: ein oder mehrere Schiedsrichter entscheiden nach mündlicher Verhandlung; der Schiedsspruch ist nicht zustimmungsbedürftig und seine Durchsetzung überwiegend mit einem Pfand der Parteien abgesichert). Die Forschungsarbeit untersucht und beschreibt die Verfahren und vergleicht deren Verfahrensprinzipien mit Prinzipien nach römischem Recht.

Institution: Universität Erlangen-Nürnberg, Orient-Institut Beirut
Kontakt: deg@kambeck.org 


Prof. Dr. Norbert Nebes (2013): Die Türen zum Reich der Königin von Saba öffnen

 Die Türen nach Saba weit öffnen ist ein seit 2013 auf neun Jahre ausgelegtes Projekt an der Universität Jena. Unter der Leitung von Prof. Norbert Nebes entsteht ein Wörterbuch aus allen bekannten sabäischen Inschriften. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG gefördert. Dabei geht es um weit mehr als die Erkundung des altarabischen Reiches. Mit ihrer lexikografischen Arbeit liefern die Jenaer Forscher auch einen wichtigen Schlüssel zur Entstehungsgeschichte des Islam.

Institution: Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Universität Jena
Kontakt: norbert.nebes@uni-jena.de 


Bab al-Yemen (2011): Digitale Online-Bibliothek für jemenitische Handschriften

Der Jemen weist jahrhundertealte Traditionen islamischer Gelehrsamkeit auf. Dieses reiche kulturelle Erbe spiegelt sich in circa 50.000 Handschriften wider, die heute in verschiedenen Bibliotheken auf der ganzen Welt aufbewahrt werden. Diese Handschriften sind heute wegen zum Teil unangemessener Aufbewahrung bis hin zu Sabotageakten salafistischer Extremisten auf vielfältigste Weise bedroht. Das Projekt „Digitales Bab al-Yemen“ versucht dieses einmalige Erbe zu schützen, indem Handschriften zusammengeführt und eine digitale Onlineplattform mit allen Handschriften erstellt werden. Das Projekt wird vom europäischen Forschungsrat finanziert und begann im September 2014 an der Freien Universität Berlin.


Dr. rer. nat. Dana Pietsch (2010): Die antiken Oasen Ma’rib and Sirwah, das jemenitische Hochland und die Insel Soqotra

Der Jemen zeichnet sich durch eine hohe Landschaftsdiversität und verschiedene Landnutzungsmuster aus. Von kulturell herausragender Bedeutung ist sicherlich das antike Ma’rib, das allerdings auch hinsichtlich seiner dünenüberdeckten Vulkanlandschaft mit 10.000 – 7.000 Jahre alten begrabenen Böden und seiner mindestens 3.000 Jahre alten Bewässerungssedimente von großem Reiz und von hohem wissenschaftlichem Wert ist. Dies belegen sowohl in den 1980er Jahren erfolgte Arbeiten, aber vor allem die neuren paläopedologischen Arbeiten des Lehrstuhls in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI). Die Frage, wann der Terrassenfeldbau im Jemen begonnen hat, ist ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt im Jemen. Zwar wurde die bronzezeitliche agrarische Nutzung des Hochlandes schon seit langem vermutet, aber erst neuere Untersuchungen und Datierungen von Holzkohlen in Terrassensedimenten belegen am Beispiel des Wadi Al-Jidar/Wadi Hawar (Irian) einen Mindestbeginn der Terrassierung vor 4.600 Jahren. Inwieweit Erosion infolge Abholzung zu dieser Zeit schon eine Rolle gespielt hat, ist ein Thema dieses Projektes. Neben den beiden Gebieten auf dem Festland werden auf der Insel Soqotra Böden sowie historische und moderne Landnutzungssysteme untersucht sowie seit 2007 ein Bodenmonitoring durchgeführt, das mittels Anpflanzung von endemischen Weihrauchbäumen im Homhil-Becken Bodenerosion verhindern soll. 2013 wird diese Art des Monitorings im Westen der Insel fortgesetzt.

Institution: Universität Tübingen, Lehrstuhl für Physische Geographie und BodenkundeFriends of Soqotra
Kontakt: dana.pietsch@uni-tuebingen.de