Forschung Aktuell

Dr. Anne-Linda Amira Augustin (2021): South Yemen’s Independence Struggle. Generations of Resistance

Die ethnographische Sicht auf die Arabische Protestbewegung seit 2011 untersucht die Entwicklung der Süd-Bewegung im Jemen von einer sozialen Bewegung hinzu einer Protestbewegung zur Erlangung der Unabhängigkeit des Südjemens. Dr. Augustin arbeitet heraus, wie der südjemenitische Widerstand über Generationen hinweg weitergeben wird. So sind es vor allem nach 1990 geborene Jemenit:innen, die sich der Bewegung seit 2011 anschlossen und heute die Wiederherstellung eines Staates fordern, den sie nur durch Erzählungen kennen. Diese generationsübergreifende Überlieferung eines unabhängigen Südjemens, das sich dem Narrativ der nationalen Einheit der Republik Jemen entgegenstellt, wird bestärkt in Alltagsgesprächen mit der Familie und in Nachbarn, aber auch durch Medienmacher:innen, Journalist:innen, Schul- und Universitätslehrende, Akteure der Zivilgesellschaft und Aktivist:innen.

Kontakt: augustin@uni-leipzig.de 


Tribalism, religious radicalization, fossil energy and state: Deciphering local power politics in Yemen’s frontier provinces Saʿda and al-Jawf (2021)

Das von Dr. Marieke Brandt geleitete Projekt wirft einen Blick auf die Grenzregion zwischen Jemen und Saudi-Arabien, insbesondere den Provinzen Ṣaʿdah und al-Jawf  – diese entwickelten sich seit der jemenitischen Einheit 1990 von einem Schauplatz komplexer, lokaler, nationaler und internationaler Machtkämpfe zu einer zentralen Krisenregion. diese haben sich zu einer der zentralen Krisenregionen unserer globalisierten Welt geworden. Diese Konflikte haben sich in den vergangenen Dekaden weitgehend unbemerkt entwickelt und bedrohen heute durch die Involvierung der regionalen Supermächte Saudi Arabien und Iran die Stabilität und Sicherheit der ganzen Region. Ohne die profunde historische, soziale und politische Analyse der jüngeren Geschichte dieser Region würden sich Schlüsselbereiche des Arabischen Frühlings und der Entstehung neuer Bruchlinien zwischen Sunniten und Schiiten im Nahen und Mittleren Osten unserem Verständnis entziehen.
Dieses Projekt untersucht die sozialen, religiösen, ökonomischen und politischen Veränderungen der letzten Dekaden in den Provinzen Ṣaʿdah und al-Jawf mit den Methoden und Instrumenten der Sozialanthropologie und ihrer benachbarten Disziplinen. Die historische, soziale und politische Analyse der jüngeren Geschichte dieser Region bieten nicht nur eine Erklärung für den Arabischen Frühlingen, sondern vermitteln Verständnis in die Entstehung neuer Bruchlinien zwischen Sunniten und Schiiten im Nahen Osten.
Das Projekt kooperiert mit angesehenen Forschungseinrichtungen im In- und Ausland, allen voran mit Experten der Universitäten von Princeton, London, Sydney und Sana’a.

Institution: Österreichische Akademie der Wissenschaften
Kontakt: sozialanthropologie@oeaw.ac.at


Centrum für Nahost und Mitteloststudien: Forschungsnetzwerk Re-Konfigurationen (2019)

Das Forschungsnetzwerk Re-Konfigurationen ist eine offene Struktur, die WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen sowie mehrere Institute und Forschungszentren an der Philipps-Universität Marburg als Mitglieder vereint. Während seiner Laufzeit von 2013-2019 verfolgte es das Ziel, die auf die MENA-Region bezogene Forschung mit systematischen Fächern zu verflechten. Das Netzwerk fungiert somit über Disziplinen und Fachbereiche hinweg als Kristallisationspunkt für den regelmäßigen inhaltlichen Austausch sowie für konzeptionelle und methodische Debatten über gegenwärtige und historische Transformationsprozesse, auch in einer transregional vergleichenden Perspektive.

Erschienene Publikationen zum Jemen erforschen unter anderem die politische, ökonomische und soziokulturelle Marginalisierung des Südjemens seit 1990 (Anne-Linda Amira Augustin) und die Rolle der Jugend in der jemenitischen Emanzipationsbewegung.

Institution: Centrum für Nah- und Mittelost-Studien
Kontakt: cnms@uni-marburg.de


Dr. Gabriele vom Bruck (2019): Am Rande der Historiographie. Eine Jemenitin erinnert sich.

Das Projekt konzentriert sich auf die Biographie Amat al-Latif al-Wazir, der einzigen Tochter Abdullah al‑Wazirs, der 1948 nach der Ermordung Imam Yahyas regierte bis San’a von Stammesmitgliedern, die Prinz Ahmad die Treue geschworen hatten, im Namen der Hamid al‑Din Dynastie zurückerobert wurde. Dr. vom Brucks Interesse bezieht sich vor allem auf das Geschichtsbewusstsein dieser Frau, die Art und Weise ihrer Erinnerung (‘memory work’) und ihre Motivation, ihre Geschichte zu erzählen. Anhand Amat al-Latif al-Wazirs biographischer Erzählung der jemenitischen Geschichte seit 1948 und die Auswirkungen auf die Lebensrealität jemenitischer aristokratischer Frauen ermöglich vom Bruck eine weniger männlich dominierte Geschichtsschreibung und -interpretation der jüngeren jemenitischen Geschichte.

Ein weiteres Projekt Dr. vom Brucks hat die weibliche Portraitfotographie in Sanaa als Forschungsgegenstand und untersucht die Rolle von Fotos als visuelles Repräsentationsobjekt in der Erzählung der eigenen Lebensgeschichte

Institution: School of Oriental and African Studies, London
Kontakt: Gb19@soas.ac.uk